Blowup des Yen Carry Trade – Der Grund für den „Crash“?
Am vergangenen Montag sind die Börsen weltweit teilweise stark eingebrochen. Die plausibelste Erklärung dafür dürfte wohl der Yen Carry ein Blowup des Yen Carry Trades gewesen sein.
Crash an den Aktienmärkten?
Von einem weltweiten Absturz der Börsen war am Montag in den Nachrichten die Rede. Doch war es wirklich so schlimm? Es hängt wohl davon ab, welche Länder man betrachtet. Der Topix, ein japanischer Aktienindex, schloss am Montag über 12 Prozent im Minus und verzeichnete damit den größten Verlust seit 1987.
Ein Blick auf die US-Indizes zeigt zwar ebenfalls erhebliche Verluste. Aber bei weitem nicht so dramatisch wie in Japan. Besonders Technologiewerte gerieten ins Wanken. Der Nasdaq 100 lag in der Spitze über sechs Prozent im Minus, schloss aber am Ende des Tages mit einem überschaubaren Verlust von rund drei Prozent. Vor allem KI-Aktien waren von den hohen Verlusten betroffen. Nvidia beispielsweise lag in der Spitze über 15 Prozent im Minus, konnte die Verluste zum Börsenschluss jedoch auf rund sechs Prozent begrenzen.
In Europa wirken die Verluste weniger dramatisch. Der DAX und der französische CAC40 waren in der Spitze zwar über drei Prozent im Minus, konnten die Verluste zum Tagesschluss jedoch auf unter zwei Prozent begrenzen.
Für die teilweise sehr starken Kursverluste lässt sich zumindest ein Grund ausmachen: Der Yen Carry Trade
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Der Yen Carry Trade
Ein Carry Trade ist eine Strategie, bei der die Währung eines Landes mit niedrigen Zinsen ausgeliehen wird, um in einem anderen Land Anleihen oder Wertpapiere mit höherer Verzinsung bzw. Renditen zu kaufen. Ein bekanntes Beispiel aus den letzten Monaten ist der Yen Carry Trade. Dabei wurde Yen zu einem Zinssatz nahe Null geliehen und z.B. in US-Dollar umgewandelt, um dann beispielsweise US-Staatsanleihen zu erwerben und von der Zinsdifferenz zu profitieren. In letzter Zeit wurde das geliehene Geld jedoch auch vermehrt in Aktien investiert.
Aufwertung des Yens
Diese Strategie funktionierte gut, da die Aktienkurse immer weiter angestiegen sind und der Yen seit der Corona-Pandemie kontinuierlich an Wert gegenüber dem US-Dollar verloren hat.
Seit Anfang Juli hat der Yen jedoch stark gegenüber dem US-Dollar aufgewertet (siehe Abbildung 2), wodurch der USD/JPY-Kurs in kurzer Zeit um rund 12 Prozent eingebrochen ist. Die jüngste Zinsanhebung durch die Bank of Japan in der letzten Woche, die die Zinsen auf das höchste Niveau seit den Zinssenkungen im Jahr 2008 brachte, hat diese Aufwertung noch beschleunigt. Dies hat bei einigen Marktteilnehmern zu Panik geführt, da der geliehene Yen nun mehr wert ist und sie daher mehr US-Dollar zurückzahlen müssen.
Viele haben sich daher entschieden, das geliehene Geld frühzeitig zurückzuzahlen, um die Verluste zu begrenzen. Bei anderen wurde es hingegen durch Margin Calls erzwungen. Um das geliehene Geld zurückzuzahlen, wurden andere Portfoliopositionen sowie die mit dem geliehenen Geld gekauften Positionen abgestoßen, was zu einem starken Verkaufsdruck an den Märkten führte.
Die Rückabwicklung des Yen Carry Trades dürfte bereits in den zwei Handelstagen am Donnerstag und Freitag vergangener Woche zu den Kursverlusten beigetragen haben. Ebenso dürfte der Yen Carry Trade erneut am Montag zumindest den Verkaufsdruck ins Rollen gebracht haben, woraufhin dann auch andere Anleger Positionen reduziert haben dürften, wodurch noch mehr Momentum nach unten erzeugt wurde.
Wie geht es nun weiter? Das Risiko des Yen Carry Trades ist wahrscheinlich noch nicht vollständig vorbei, das Schlimmste dürfte jedoch mit dem Montag vorerst überstanden sein. Dennoch werden das Bröckeln des KI-Narrativs und die Rezessionsängste weiterhin als dunkle Wolken über dem Markt hängen.
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Rezessionsängste
Mit der Veröffentlichung der Arbeitslosenzahlen am Freitag sind die Sorgen vor einer Rezession wieder gestiegen. Die Arbeitslosenrate lag bei 4,3 Prozent, erwartet wurden 4,1 Prozent. In Abbildung 3 ist zu sehen, dass die Arbeitslosenrate in den letzten Monaten kontinuierlich leicht gestiegen ist. Am Markt breitete sich die Angst aus, dass die FED die Zinsen zu lange auf diesem hohen Niveau gehalten hat und ein Soft-Landing-Szenario mittlerweile deutlich weniger wahrscheinlich erscheint als noch in den vergangenen Monaten.
Nach der Veröffentlichung der Zahlen erwartet der Markt für das letzte FED-Meeting des Jahres nun einen Zinssatz zwischen 425-450 Basispunkten, während die Erwartungen eine Woche zuvor noch zwischen 475-500 Basispunkten lagen. Einige Marktteilnehmer spekulieren sogar auf eine Zinssenkung vor der nächsten Zinsentscheidung im September. Eine voreilige Zinssenkung würde jedoch hauptsächlich dazu dienen, die Märkte kurzfristig zu beruhigen. Sollte die US-Wirtschaft tatsächlich gegen Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres in eine Rezession rutschen, könnte selbst eine Zinssenkung um 75 Basispunkte bis zum Jahresende nichts dagegen ausrichten.
Das KI-Narrativ beginnt zu bröckeln
Schon in den letzten Wochen wurde an der Börse deutlich, dass der KI-Hype merklich nachgelassen hat. Somit war eine Umschichtung von Tech-Aktien, insbesondere KI-Aktien, hin zu Small Caps zu beobachten. In Abbildung 4 ist dies gut am steigenden Verhältnis zwischen dem Small Cap Index Russel 2000 und dem Technologieindex Nasdaq 100 zu sehen. Obwohl Intel an der Börse bisher nicht vom KI-Hype profitieren konnte, sorgten die schlechten Geschäftszahlen vom vergangenen Freitag dennoch für weitere Besorgnis in Bezug auf das KI-Narrativ. Intel kündigte an, die Dividende zu streichen und rund 15.000 Stellen abzubauen. KI-Profiteure wie Nvidia und Chiphersteller wie Taiwan Semiconductors haben Intel, die einstige Nummer 1 im Chip-Bereich, den Rang abgelaufen. Dies zeigt sich auch am Umsatz des einstigen Branchenprimus, der in den vergangenen drei Jahren um 30 Prozent eingebrochen ist.
Wer sind die großen KI-Profiteure?
Eine weitere Problematik ist, dass es neben Nvidia und Microsoft nur vergleichsweise wenige oder weniger als erwartete Profiteure von KI gibt. Selbst Microsoft blieb bei den letzten Geschäftszahlen in stark KI-getriebenen Bereichen hinter den Erwartungen zurück. Bei Nvidia könnte hingegen das stark auf Big-Tech-Unternehmen konzentrierte Kundenfeld langfristig zum Problem werden. Schätzungen zufolge waren Microsoft, Alphabet, Amazon und Meta 2023 für rund 40 Prozent von Nvidias Umsatz verantwortlich. Nvidia gab im 10-Q des letzten Quartals an, dass knapp 25 Prozent des Umsatzes auf zwei einzelne Kunden zurückzuführen war. Insgesamt bleibt die Frage, inwieweit auch die breite Masse an Unternehmen KI nutzen kann, um den Hype in Gewinne umzuwandeln.
Die Lage an den Märkten bleibt also weiterhin angespannt. Ob Nvidia auch dieses Mal mit den Quartalszahlen neuen Schwung in die Märkte bringen kann, bleibt nun abzuwarten.